Der Band versammelt achtzig »Kunststücke«, die in den letzten sechs Jahren als Kolumnen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen sind. In kritischen Interventionen, Glossen, Kommentaren und Marginalien nimmt Eduard Beaucamp den zeitgenössischen Kunstbetrieb ins Visier. Die zentrale Frage gilt den Möglichkeiten und Aussichten der Gegenwartskunst: Entwickelt sich das 21. Jahrhundert zu einem epigonalen Aufguss des vorangegangenen? Oder gelingen, angesichts fundamental veränderter Bedingungen, ein Bruch und ein Neuanfang? Haben die herkömmlichen Künste, die Malerei, die Zeichnung und die Skulptur noch eine Chance in der allmächtigen Medienwelt? Werden sich individualistische Positionen und Weltbilder behaupten? Ist die westliche Ästhetik globalisierbar, stellen die Bildsprachen der Moderne heute eine Art Esperanto dar? Besonderes Augenmerk gilt der noch immer ausstehenden Vereinigung der kontroversen Wege der ost- und westdeutschen Kunst in einer feindlich polarisierten Nachkriegszeit. Erörtert werden aktuelle Fragen der Kunsttheorie, vor allem zum Rollenwechsel der Avantgarden, ferner kulturpolitische Probleme, die unaufhaltsame Kommerzialisierung des Kunstbetriebs, ja der Kunstentwicklung, Fragen der Museumsstrategien, des Ansturms der zeitgenössischen Kunst, des Einflusses von Kunsthändlern und Sammlern. Doch Beaucamp gönnt sich auch historische Abstecher zu Brennpunkten und Scheidewegen der Kunstgeschichte sowie kleine kunsttouristische Ausflüge in den Nahen Osten oder zur mexikanischen Revolutionskunst.
Eduard Beaucamp wurde 1937 in Aachen geboren. Nach einer Verlagslehre studierte er Kunstgeschichte und Philosophie in Freiburg, München und Bonn, wo er 1966 mit einer Studie über Wilhelm Raabe promovierte. Von 1966 bis 2002 war er Feuilleton-Redakteur und Kunstkritiker der FAZ. Buchveröffentlichungen u.a.: Das Dilemma der Avantgarde (1976); Werner Tübke. Arbeiterklasse und Intelligenz (1985); Die befragte Kunst (1988); Der verstrickte Künstler (1998); Werner Tübke. Meisterblätter (2004); Gespräche mit Werner Schmalenbach (2011).
PRESSESTIMMEN
»Eine Buchempfehlung, weil die „Kunststücke“ zu den Publikationen gehören, die von einer leider allmählich aussterbenden Kritiker-Generation zeugen, in der sich Intelligenz und Leidenschaft und somit Objektivität und Subjektivität nicht ausschließen.«
Karlheinz Schmid, Informationsdienst Kunst
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»Eben diese Ausflüge in die Kunst- und Kulturgeschichte machen die Ausführungen zusätzlich wertvoll und lesenswert [...]. So erweist sich das Buch nicht nur als eine Sammlung lehrreicher Essays über Geschichte und Gegenwart, es kann dem Benutzer durchaus auch als Nachschlagewerk für zeitgenössische Problemstellungen und Kunstdiskussionen dienen.«
Johannes Richter, Dresdner Neueste Nachrichten
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»Das Erscheinen des Sammelbandes mit 80 Kolumnen zur Kunst aus der "FAZ" (2005-2011) ist einem konkreten Anlass geschuldet. E. Beaucamp, ein prominenter Kunsthistoriker, Meister des Feuilletons, seit 1966 der "FAZ"-Kunstkritiker, geht in den Ruhestand. Dieses Ereignis vergleicht sein Kollege S. Preuss von der "BZ" (15.05.2012) mit der Situation "nach dem Rückzug Genschers oder der Abwahl Kohls". Als inoffizieller Patriarch der Kunstkritik Deutschlands und strenger Moralist befasste sich Beaucamp mit zentralen Fragen der Gegenwartskunst: Was vermag die Moderne? Gibt es wirklich eine postmoderne Kunst oder ist sie nur ein "epigonaler Aufguss"? Wohin führt die stete Kommerzialisierung des Kunstbetriebs? Er nahm genau die ostdeutsche Kunst ins Visier und war ihr großer Kenner und Verteidiger. Er beklagte die Unfähigkeit heutiger Kunstkritik, wirklich kritisch zu sein und hinterfragte die Rolle zeitgenössischer Kunstmuseen und den Einfluss von Kunsthändlern und Sammlern. All das und viel mehr findet man in dieser Aufsatzsammlung, die noch lange aktuell bleiben wird. Mit Personenregister.«
Danuta Springmann, ekz-Informationsdienst für Bibliotheken