Gustav Klimts Malerei erfreut sich einer ungeminderten Beliebtheit, die sich freilich völlig ahistorisch mit der dekorativen Postertauglichkeit seiner goldglänzenden Jugendstilbilder begnügt. Demgegenüber stellt der Kunsthistoriker Werner Hofmann Klimts Werk nicht nur in den Kontext der zeitgenössischen österreichischen Kunst, sondern begreift es als historisches Zeugnis der untergehenden Monarchie. Der Jugendstil war, so Hofmanns These, der letzte – scheiternde – Versuch, den Bruch zwischen Kunst- und Gesellschaftsformen mithilfe einer elitären Kunstdoktrin zu heilen. Hofmanns klassisches Buch, das hier in einer Neuauflage erscheint, ist nicht nur eine der wichtigsten Studien zu Gustav Klimt, sondern liefert auch ein lebendiges Panorama der Wiener Jahrhundertwende (Adolf Loos, Karl Kraus, Hugo von Hofmannsthal, Alois Riegl usw.). Die Neuauflage, für die Hofmann eine rückblickende Nachbemerkung geschrieben hat, erscheint anlässlich des 100. Jubiläums der Wiener Kunstschau, an die auch die Ausstellung "Gustav Klimt und die Kunstschau 1908" im Belvedere (Wien, 1. Oktober 2008 bis 18. Januar 2009) erinnert.
Werner Hofmann wurde 1928 in Wien geboren. Er war Gründungsdirektor des Museums des 20. Jahrhunderts in Wien (1962 bis 1969) und von 1969 bis 1990 Direktor der Hamburger Kunsthalle. Neben seiner Vortrags- und Lehrtätigkeit sowie seinen Veröffentlichungen zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts kuratierte er zahlreiche Ausstellungen. 1991 erhielt Hofmann den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa.