Seit sich die Theorie der Bildgeschichten angenommen hat, schlägt sie sich mit müßigen Fragen herum: Sind Comics Kunst? Sind sie vielleicht doch eher Literatur? Oder ganz einfach Trash? Doch ein zwielichtiges Phänomen wie der Comic entzieht sich nicht nur jedem Ab- und Aufwertungsversuch, sondern auch dem Bemühen, es "auf den Punkt" zu bringen, in ein System zu pressen, sei dies nun hoch- oder popkulturell.
Comics, argumentiert Ole Frahm, lassen sich nur verstehen, wenn man die ihnen eigene parodistische Ästhetik in den Blick nimmt – eine Ästhetik, die die rassistischen, sexistischen und klassenbedingten Stereotypien des 20. Jahrhunderts zugleich reproduziert und reflektiert (so etwa den Antisemitismus in Hergés Tim und Struppi). Eine Ästhetik aber auch, die sich auf jeden Fall in Anschlag bringen ließe gegen die nicht nur in Deutschland bis heute favorisierten Vorstellungen eines Gesamtkunstwerkes, gegen die immer wieder geäußerte Angst vor der Bilderflut und nicht zuletzt gegen ein verkürztes Massenkulturverständnis. Indem er die Provokationen des Phänomens Comic ebenso ernst nimmt wie ihre politischen Implikationen, gelingt Frahm schließlich das scheinbar Unmögliche: Er liefert eine Ästhetik des Comics.
Ole Frahm wurde 1967 geboren und ist Mitbegründer der Arbeitsstelle für Graphische Literatur (ArGL) an der Universität Hamburg, Mit- glied der Künstlergruppe LIGNA und des Freien Senderkombinats (FSK) Hamburg. Er lehrt in Hamburg, Lüneburg und Kiel, hat zahlreiche Aufsätze und Rezensionen zum Comic veröffentlicht und mit einer Arbeit über Art Spiegelmans Maus promoviert.
INHALT
Weird Signs
I. Elemente parodistischer Ästhetik
-Figur
-Zwischenraum
-Linien
-Panel
II. Politiken parodistischer Ästhetik
-Geschichte
-Mythos
-Stereotyp
-Enthauptungen
Reprise
Zu viel ist zu viel