Im Jahre 1922 reichte der Philosoph und Kunsthistoriker Edgar Wind (1900–1971) die Schrift Aesthetischer und kunstwissenschaftlicher Gegenstand. Ein Beitrag zur Methodologie der Kunstgeschichte an der Hamburger Universität ein und promovierte bei Erwin Panofsky und Ernst Cassirer. Wind analysiert das Verhältnis ästhetischer Annäherung und theoretischer Fassung von Werken der Kunst als methodische Problemstellung. Doch spielt er beide Positionen keineswegs gegeneinander aus, wie es zeitbedingt nicht untypisch gewesen wäre. Ihm war vielmehr daran gelegen, die Zuständigkeiten der Kunstwissenschaft zu bestimmen und die »Einheit von individueller und werthafter Bedeutsamkeit theoretisch aufzuweisen«, wie Panofsky in seinem Gutachten vermerkt. Denn Wind beschrieb die methodische Umwandlung des kunstästhetischen Gegenstandes in einen kunstwissenschaftlichen. In diesem Gedankengang ist die Schrift ungebrochen aktuell, denn das wissende Auge sieht mehr. Die Arbeit wird nun – als zweiter Band einer Edgar-Wind-Edition – erstmals publiziert.
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Edgar Wind, 1900 in Berlin geboren, 1971 in London gestorben, war wie Cassirer, Panofsky und Gombrich ein Kunsthistoriker der Warburg-Schule. 1933 spielte er eine Hauptrolle bei der Rettung der Rettung der Bibliothek Warburg ins Londoner Exil und gehörte zu den Gründern und Mitarbeitern des dortigen Warburg Institute.
Pablo Schneider, geb. 1968, Dr. des., Kunsthistoriker, Koordinator der Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung am Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin.
PRESSESTIMMEN
»(...) so bleiben doch zumindest zwei seiner Prämissen von Interesse: zum einen die (...) These, die Kunstwissenschaft solle nicht den Fehler machen, sich als eine wertfreie Wissenschaft auszugeben, und zum anderen die Überzeugung, die Kunstwissenschaft solle nicht versuchen, sich als eine rein historische Disziplin zu definieren, die ohne eine systematische Analyse ihres Gegenstandsbereichs auskommen kann. Die nach so vielen Jahren doch noch publizierte Arbeit kann dazu anregen, über diese beiden Prämissen erneut nachzudenken.«
Karlheinz Lüdeking, Frankfurter Allgemeine Zeitung