Ab 1910 fand im deutschen und Prager Kultur-Zionismus eine intensive Rezeption von Fichtes Reden an die Nation statt. Trotz der antisemitischen Haltung fanden die Zionisten in dieser nationalen Schrift ein Vorbild für ihren eigenen Versuch, das Judentum wieder zu einer Nation zu formen. Voigts Buch legt weniger Wert auf die Debatte, ob Fichte tatsächlich ein Feind der Juden war, sondern deckt vor allem die Gründe auf, warum seine Weltanschauung ein Jahrhundert später bei den Kultur-Zionisten so breiten und tiefen Widerhall fand. Nicht nur in den Grundzügen der Philosophie Fichtes finden sich erstaunliche Parallelen zum Kultur-Zionismus. Eine genaue Lektüre dieser deutsch-nationalen Schrift ergibt, dass sie sich in weiten Teilen auch jüdisch lesen lässt.
Manfred Voigts. Der Wissenschaftler wurde 1946 in Braunschweig geboren. Er studierte von 1968 bis 1975 Germanistik, Politologie und Psychologie an der Universität Tübingen und an der Freien Universität Berlin. In Berlin promovierte er 1975 mit dem Thema: "Die Entstehung der Brechtschen Theaterkonzeptionen". Anschließend über- nahm er Lehraufträge am Germanistischen Seminar der Freien Universität Berlin, arbeitete beim Sender Freies Berlin im Fernseharchiv sowie als Hörfunkautor. Er war dort als Vorsitzender in Berlin und auf Bundesebene zehn Jahre gewerkschaftlich tätig. Seit 1990 ist Manfred Voigts als freier Autor tätig, und seit 1995 ist er Lehrbeauftragter im Bereich Jüdische Studien der Universität Potsdam. Im Jahre 2000 habilitierte er sich an der Universität Potsdam. In jahrelangen Forschungs- arbeiten beschäftigte er sich mit Oskar Goldberg. Seine besonderen Forschungs- interessen gelten dem Judentum und der Literatur der Neuzeit.