Je nachdem, ob sich eine Kultur im Modus der Rede und der Wechselrede, des Lesens und Schreibens oder des Bildens und Schauens versteht, wird sich ihre Haltung zu Zeit und Geschichte, zu Sinn und Moral sowie zu ihren Gottes- und Menschenbildern unterschiedlich ausprägen. Dabei steht nicht in Frage, dass in allen Kulturen gesprochen und gebildet, in manchen auch geschrieben und
gelesen wurde, vielmehr untersucht Micha Brumlik, in welchem Ausmaß diese Tätigkeit das Selbstverständnis der in ihr wirkenden Menschen formte. Er zeigt, dass es hierbei nicht um Vorlieben oder Stilfragen, sondern um das geht, was überhaupt "Selbstverständnis", "Weltbezug", "Denken", ja sogar, was "Glauben" heißen kann.
Micha Brumlik wurde 1947 in der Schweiz geboren. Er lehrte Erziehungswissenschaften u.a. in Hamburg und Heidelberg. Seit 2006 ist er Professor am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Von 2000 bis 2005 war er Direktor des Fritz Bauer-Instituts, dem Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocausts.