Jan-Frederik Bandel, Barbara Kalender, Jörg Schröder
Immer radikal, niemals konsequent. Der MÄRZ-Verlag.
Erweitertes Verlegertum, postmoderne Literatur und Business Art

1969 wurde in einem Handstreich ein Verlag gegründet, dessen signalgelbe Bände schlagartig zum Inbegriff einer nachgerade alchemischen Mischung von linker Politik, Avantgarde-Literatur und Popkultur wurden: der März Verlag. »Pop, Porno, Politik« lauten die Schlagworte der literarischen Postmoderne, die Leslie Fiedler 1968 ausrief. Pornografie in Wort und Bild veröffentlichte Jörg Schröder in der angeschlossenen Olympia Press, einem deutschen Ableger von Maurice Girodias’ legendärem Pariser Sex- und Avantgardeverlag. Doch das war nicht seine einzige Übung in »erweitertem Verlegertum« (Diedrich Diederichsen): Schröder betrieb auch die Business-Art-Agentur Bismarc Media und veröffentlichte 1972 das Skandalbuch Siegfried. Später führte er den Verlag im Rahmen des Alternativ-Buchvertriebs Zweitausendeins weiter, erfand nebenbei die Friedensbewegung, widmete den Öko-Geistern die er rief, sein zweites Buch Cosmic und verfolgt seit dem endgültigen März-Crash Ende der Achtziger gemeinsam mit Barbara Kalender ein einzigartiges autobiografisches work in progress. In Immer radikal, niemals konsequent erzählen sie die abenteuerliche Geschichte eines Verlags, der weit mehr war als Produktions- und Distributionsstätte. Der Literaturwissenschaftler Jan-Frederik Bandel steuert ein Kapitel zum Nachmärz bei, also zu Schröder erzählt, der fortlaufenden »autobiographie romancee«, und zum Mythos März. Komplett wird der Band durch die erste vollständige und verlässliche Verlags-Bibliografie und eine Bildergalerie sämtlicher Cover.

 

Jan-Frederik Bandel, 1977 geboren, lebt als Lektor, Literaturwissenschaftler

und freier Autor am Waldrand. Er war bis 2012 Verlagsleiter bei Philo Fine Arts und Mitherausgeber der FUNDUS-Reihe.

 

Barbara Kalender, 1958 geboren, arbeitete ab 1981 im März Verlag. Seit 1990 erscheinen viermal jährlich die Folgen von Schröder erzählt.

 

Jörg Schröder, 1938 in Berlin geboren, gründete 1969 den März Verlag, den er

bis zur Schließung im Jahr 1987 leitete. Veröffentlichungen: Siegfried (1972, mit

Ernst Herhaus), Cosmic (1982, mit Uwe Nettelbeck), seit 1990 Schröder erzählt.

 

PRESSESTIMMEN

 

»Die ersten Seiten der Verlagsgeschichte lesen sich wie aus einem Wunderreich der Politik, der schönen, nackten Menschen, der sexuellen und politischen und literarischen Befreiung und des Irrsinns. (...) Manches kann man in der zweiten Hälfte des Buches genauer nachlesen, da hat der Wissenschaftler und Verlagsleiter Jan-Frederik Bandel die März-Geschichte noch einmal mit Fußnoten und aus der Außenperspektive geschrieben.«

Volker Weidermann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

 

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»Nirgendwo sonst wird die alte westliche Bundesrepublik so wenig moralinsauer und so liebevoll sarkastisch von links seziert wie bei Jörg Schröder, der den März Verlag gründete. Für alle, die diesen freien Kopf und anarchischen Geist nicht kennen, bietet dieser Reader den passablen Einstieg. (...) Falsche Parteilichkeit ist Schröder und Kalender ebenso zuwider wie Denkfaulheit, die Verteidigung ideologischer Bastionen oder die Reinhaltung des eigenen Bildes durch Gedächtnisklitterung und Schönfärberei. Schröder hat als Verleger viele Fehler gemacht und berichtet lustvoll davon. Diese Erzähllust macht den Spaß an der Lektüre aus.«

Florian Felix Weyh, Deutschlandradio Kultur

 

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»Nun erinnert ein so unterhaltsamer wie sorgsam gestalteter Band an den Verlag. Jörg Schröder und seine Lebensgefährtin Barbara Kalender, die seit 1990 das bibliophile Endlos-Projekt ›Schröder erzählt‹ verfolgen, erinnern sich pointiert und anekdotenreich an das waghalsige März-Unternehmen; der Literaturwissenschafter Jan-Frederik Bandel betrachtet den Verlag im Kontext der bundesdeutschen Sozialgeschichte.«

Manfred Papst, Neue Zürcher Zeitung

 

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»Viele der gelb-rot-schwarzen Bände des März Verlags sind Kultbücher der 68er-Bewegung. Jan-Frederik Bandel, Barbara Kalender und Jörg Schröder erzählen in ›Immer radikal, niemals konsequent‹ die Verlagsgeschichte als Kunstprojekt. … Was Sensibilität aus Schröders Sicht bedeutet, erschließt sich Rygulla und Brinkmann einen Monat nach der Gründung des März Verlags. Da kommt es zu einer Unterhaltung in Schröders Wohnung. Sie fragen ihn, ob es bei einem Verleger auf Weitsicht ankäme. Schröder antwortet, dass Weitsicht einen gegenüber den Verhältnissen in Nullkommanix langsam und gestrig erscheinen lassen kann. Statt Weitsicht zu entwickeln, so sein Vorschlag, gelte es daher eher ›permanent an allen Dingen dran zu sein‹. Was für ein Selbstverständnis braucht es, um dranzubleiben? Der Literaturwissenschaftler Jan-Frederik Bandel hat das in seiner ebenfalls in ›Immer radikal, niemals konsequent‹ enthaltenen Verlagsgeschichte auf eine These gebracht: Das Jahr 1968 beschwören viele als Höhepunkt einer Bewegung. 1969 war angeblich schon der Wurm in der Revolution drin. Bandel führt dagegen aus, dass viele in Wirklichkeit erst jetzt richtig merkten, was in ihr steckte. … Andere fühlten sich wie die sprichwörtliche Katze, die man aus dem Sack gelassen hat, und die jetzt eine Million Dinge anschiebt. Unter anderem musikalische Umstürze, Frauenbewegung und nicht zuletzt März. Schröder denkt sich zum Beispiel die Agentur ›Bismarc Media‹ aus, die großspurige, geheimnisumwobene Projekte ankündigen und kein einziges davon realisieren soll. Außerdem haut er hundert Bücher raus. Literarisches Gefahrengut, wunderbare Frechheiten, Augenöffnendes.«

Kristof Schreuf, OPAK

 

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»(Das Buch) lässt noch einmal die wechselhafte Verlagsgeschichte – erweitert um ein paar neue Kapitel zur jüngsten Geschichte des ›Schröder erzählt‹-Projekts – im typischen rasant polemischen, rechthaberischen, ehrpusseligen, aber eben auch immer suggestiven Schröder-Sound Revue passieren.«

Frank Schäfer, ZeitOnline

 

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»In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur stehen die Lieferungen des Werks ›Schröder erzählt‹ einsam da. Es gibt zahllose Autobiographien, Tagebücher und Briefbände von Veteranen des Kulturbetriebs, doch es ist nichts darunter, was Schröders Erzählungen gleichkäme, sei es an Umfang, Unverschämtheit, Welthaltigkeit, Angriffslust, Eigensinn, Weitschweifigkeit oder Witz, und auch die Herstellungsweise und der Vertrieb der Erzählungen sind einzigartig: Sie entstehen in ausufernden Gesprächen zwischen Jörg Schröder und seiner Lebensgefährtin Barbara Kalender, gelangen von der ersten Abschrift in mehreren gemeinsamen Lektoratsgängen zur endgültigen Textgestalt, erscheinen mehrmals jährlich im Desktop-Publishing-Verfahren und werden einer dreistelligen Zahl von Abonnenten zugestellt.

(...)

"›Schröder erzählt‹, schrieb Gustav Seibt in der FAZ, sei "uferlos und indiskret wie Casanovas Memoiren. Eine Sumpfblüte, die schöner blüht als manche Schwerliteratur." Das Schönste daran ist vielleicht die Abwesenheit der unterstellten ›Todeswut‹. Die besten Passagen werden von einer gutgelaunten Aggressivität getragen, deren Quelle sich als reine Lebensfreude zu erkennen gibt.«

Gerhard Henschel, Merkur

 

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»In dem gerade bei Philo Fine Arts erschienenen Buch ›Immer radikal, niemals konsequent. Der März Verlag – erweitertes Verlegertum, postmoderne Literatur und Business Art‹ von Jan-Frederik Bandel, Barbara Kalender und eben Jörg Schröder wird die März-Geschichte en gros ausgebreitet, samt aller Höhen und Tiefen, aller Infarkte, ob geschäftlich oder privat. Für Bibliophile ist das Buch allein dadurch interessant, weil es die erste vollständige und verlässliche März-Bibliographie enthält. … Auf Seite 1215 des ›März-Mammut‹ gibt es ein Foto, auf dem neben einem als John-Lennon-Double verkleideten Schröder am Rande Jan Philipp Reemtsma zu erkennen ist. Die Geschichte, wie dieses Foto entstand, ist eine Perle in ›Immer radikal, niemals konsequent‹. Natürlich ist in einem Buch, auf dem Schröder draufsteht, auch Schröder drin. Und daher bekommt natürlich auch der ein oder andere Zeitgenosse sein Fett weg.«

Jürgen Schneider, Junge Welt

 

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»MÄRZ hat auch die Gedichte von Leonard Cohen veröffentlicht – und damit daran erinnert, dass der Singer/Songwriter als Dichter angefangen hatte und sich aufs Singen verlegte, weil er feststellte, dass Menschen lieber Lieder hören als Gedichte lesen. So jedenfalls sagte es Cohen. Wie wichtig der Verlag gewesen ist, zeigt auch Bernward Vespers „Die Reise“, nach dem Selbstmord des Autors 1971 bei MÄRZ 1977 von Jörg Schröder herausgegeben und posthum verlegt.«

Roland Bernd, Saarländischer Rundfunk

 

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»Jedem, der sich diesem Universum zunächst einmal optisch annähern möchte, kann man den dritten Teil dieses Buches empfehlen, nämlich die Bibliografie sämtlicher März-Erstausgaben nach Autopsie, zusammen- gestellt von Barbara Kalender und Jörg Schröder. Für diejenigen, denen der Name des Verlags nur in grauer Erinnerung schwebt, ist es die geeignete Einstiegsdroge. Und dies nicht nur, weil alles so schön bunt ist. Schröder hat jeden Einband selber gestaltet und zum unverwechselbaren Markenzeichen stilisiert. Wer die roten und schwarzen Lettern, wie von Hand gemalt, auf dem postgelben Untergrund nicht kennt, kann noch nicht viele Bücher in die Hand bekommen haben. Andere werden alte Bekannte wiederfinden in Gestalt von Bänden, die sie selber schon lange besitzen oder besessen haben (verliehen und nie zurückerhalten). Jeder einzelne Originaleinband ist farbig wiedergegeben. Aber das ist nicht der einzige Vorzug dieses Verlagsverzeichnisses. Denn ganz im Gegensatz zur bibliothekarischen Formalkatalogisierung wird hier jede am Buch und seiner Gestaltung beteiligte Person akribisch aufgeführt, was besonders bei den z.T. umfangreichen Anthologien einer Reise in die Literatur- und Kulturgeschichte gleicht. Wer also noch eingeführt werden muss in die Ideenwelt dieses konsequent undogmatischen Verlags, beginne das Buch von hinten zu lesen.«

Rainer Fürst, Informationsmittel (IFB): digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft

 

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Jan-Frederik Bandel, Barbara Kalender, Jörg Schröder
Immer radikal, niemals konsequent. Der MÄRZ-Verlag.
Erweitertes Verlegertum, postmoderne Literatur und Business Art

331 Seiten, Format: 16,5 x 22 cm

zahlreiche Illustrationen, Broschur

ISBN: 978-3-86572-665-0
€ 25,00
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