Der Kunsthistoriker Werner Hofmann ermittelt im exzentrischen, anomalen, grotesken Charakter der Karikatur einen der grundlegenden Motoren der Entwicklung der Kunstgeschichte. Für ihn ist die Karikatur eine Gegen-Kunst. Als Gegenbewegung der schöpferischen Phantasie gegen das Ideal-Schöne schafft sie »perfetta deformità« – die vollendete Missgestalt – und »beansprucht für sich die Freiheit, die Welt nach dem Hässlichen umzubilden«.
Als Werner Hofmann 1956 erstmals die Karikatur als Thema der Kunstgeschichte aufgriff, schuf er ein so fundiertes wie aktuelles und bis heute gültiges Werk; erst kürzlich wurde von ihm eine spanische und italienische Ausgabe veröffentlicht, der auch die hier vorgelegte Ausgabe folgt.
»Die Karikatur« enthält 83 kommentierte Tafeln mit Karikaturen von Leonardo da Vinci, Pieter Bruegel, Giuseppe Arcimboldo, Agostino Carracci, William Hogarth, Eugène Delacroix, Grandville, Goya, Honoré Daumier, Victor Hugo, Toulouse-Lautrec, Wilhelm Busch, Ernst Barlach, George Grosz, Paul Klee, Pablo Picasso und vielen anderen.
Werner Hofmanns klassisches Werk »Die Karikatur« liegt hier in erweiterter Fassung wieder vor.
Werner Hofmann wurde 1928 in Wien geboren. Er war Gründungsdirektor des Museums des 20. Jahrhunderts in Wien (1962 bis 1969) und von 1969 bis 1990 Direktor der Hamburger Kunsthalle. Neben seiner Vortrags- und Lehrtätigkeit sowie seinen Veröffentlichungen zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts kuratierte er zahlreiche Ausstellungen. 1991 erhielt Hofmann den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa.