Michael Diers, Lars Blunck, Hans Ulrich Obrist (Hg.)
Das Interview
Formen und Foren des Künstlergesprächs

Interviews mit Künstlern haben im Kunstbetrieb seit jeher einen hohen Stellenwert. Was darin an künstlerischen Selbstaussagen zusammengetragen wird, dem kommt der Status einer autoritativen Quelle zu, auf die man sich als Zeugnis beruft. Substituiert also das Interview die Kritik in der Kunstkritik und entlastet die Kunstgeschichte von der Bürde des Interpretierens? Oder ist es hilfreiches, gar notwendiges Instrument im Diskursfeld der Kunst? Der aufschlussreiche Sammelband geht auf eine internationale Tagung an der Hochschule für bildende Künste Hamburg zurück. Er befragt das Künstlerinterview aus verschiedenen Perspektiven nach seinen Potenzialen und Problematiken, indem er dessen Traditionen und Funktionen ebenso beleuchtet wie seine Formate, seinen Status und Modus. Zur Sprache kommen auch künstlerische Strategien von Andy Warhol bis Anri Sala, die sich des Interviews als Dispositiv bedienen.

Mit Beiträgen von Oskar Bätschmann, Lars Blunck, Matteo Burioni, Hubertus Butin, Michael Diers, Julia Gelshorn, Isabelle Graw, Hans Ulrich Obrist, Peter Schneemann, Gregor Stemmrich und Philip Ursprung.

 

Michael Diers, 1950 geboren, lehrt als Professor für Kunst- und Bildgeschichte an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und als außerplanmäßiger Professor am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin.

 

Lars Blunck, geboren 1970, lehrt als Professor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg.

 

Hans Ulrich Obrist, 1968 geboren, ist Kurator, Kunstkritiker und Begründer von »The Interview Project«. Er ist als Co-director of Exhibitions and Programs und Director of International Projects an der Serpentine Gallery in London tätig.

 

PRESSESTIMMEN

 

»So führen diese Begriffsanalysen zu einer Diskussion der Vor- und Nachteile. Führt die Beliebtheit von Interviews unreflektiert zu einem Fokus auf die Absicht des Künstlers, gegen den andere wissenschaftliche Ansätze, wie eine solide Werkanalyse, verkümmern? Entlässt das Interview "die Kunstkritik aus der Kritik und den Interpreten aus der Interpretation"? Ist die heutige Allgegenwart von Künstlerinterviews an der Krise der Kunstkritik, die Julia Gelshorn konstatiert, mit Schuld? Und gibt es eine solche Krise überhaupt?

(...)

Das Buch gibt auf diese Fragen sehr verschiedene Antworten. Genau diese Uneinheitlichkeit ist eine seiner Errungenschaften. Denn die so disparaten wie gut begründeten Einschätzungen machen deutlich, dass es die richtige Antwort auf die Vor- und Nachteile des Künstlerinterviews nicht gibt. Seine Bewertung als erkenntnisbringendes Werkzeug erweist sich von dem Wissenschafts- und Selbstverständnis dessen abhängig, der schreibt.«

Dorothée Brill, Deutschlandradio Kultur

 

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»Man hat es hier mit einem höchst anregenden Reigen zu tun. Unglaublich viel wird angeschnitten, die Texte reichen von grundsätzlichen Reflexionen bis zur Analyse (kunst)historischer Fallbeispiele. Eine ganze Anzahl an Begriffen taucht auf, die das instrumentelle Gespräch über Kunst benennen: Interview, Entretien, Gespräch, Konversation usf.

(...)

Die Offenheit des Bandes als heterogene Textsammlung (und Dokumentation eines Hamburger Symposiums von 2010) regt an, ohne voreilig zu beschränken. Sie deckelt das wissenschaftliche Gespräch über das Interview nicht durch vermeintlich sakrosankte Endergebnisse. Sie gibt stattdessen zu bedenken. Und zeigt auf, was noch zu tun sein könnte, um dem Interview und seiner Vielzahl an Funktionen in der Kunst der Moderne auf die Schliche zu kommen – bis hin zur Frage, ob es nicht selbst „Kunst“ sei, im Sinne einer Performance aus Worten, Gesten, Gedanken und Wünschen, die bei der Konservierung (durch redaktionell überformte Druckfassung etwa) ihr Wesen verändert. Ob das so ist und wie es vonstatten geht – wir sollten es mit der Anregungen des Bandes „Das Interview“ im Gepäck herausfinden.«

Christian Welzbacher, KunstbuchAnzeiger.de

 

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»Die kleine und feine Fundus-Publikation ist der Geschichte, den Qualitäten und Defiziten der Gattung Interview gewidmet. Benedetto Varchis Wettstreit der Künste von 1547 (Oskar Bätschmann), Andy Warhols Zeitschrift Inter/View (Hubertus Butin) oder das Kunstgespräch im Zeichen des Kommunikationsimperativs (Isabelle Graw) werden in einzelnen Kapiteln vorgestellt und analysiert. Weitere Autor/innen sind u.a. Peter J. Schneemann, Julia Gelshorn und natürlich Hans Ulrich Obrist«.

Kunstbulletin

 

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»Die Lektüre erneuert das Bewusstsein dafür, dass Interviews "complicated evidence" (William Seitz, zit. bei Schneemann, 144) sind. Künstler im Interview sind oft lügende Kreter auf Kreta. Das gleiche gilt jedoch auch für die Interviewer. Das Thema harrt noch einer systematisch-theoretischen Aufarbeitung. Der Tagungsband bietet hierzu vielfältige Ansätze. Freilich deutet er das vorhandene kritische Potential nur an, nicht aus.«

Grischka Petri, sehepunkte

 

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»Gerade die geschichtlichen und kunstkritischen Beispiele in dem Band, der auf einen Kongress an der Hamburger Hochschule für bildende Künste zurückgeht, haben eine Ernsthaftigkeit und Tiefe, die der journalistischen, lediglich um Aktualität bemühten Debatte oft abgeht.

(...)

Ein Interview – das ist heute fast vergessen – kann im besten Fall sowohl faktenbezogen sein als auch Phantasien und Entwürfen folgen. Es kann dokumentieren und doch zugleich ein Produkt einer Inszenierung sein. Diese Ambivalenz haben die Autorinnen und Autoren an ihrem jeweiligen Arbeitsbereich in der Kunstgeschichte oder dem Kulturbetrieb besser deutlich gemacht als dies jedes journalistische Seminar kann.«

Rainer Jogschies, Kulturpolitische Mitteilungen

 

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»Schnelle Kommunikation mit langen Folgen – das Interview kritisch hinterfragt. Ein MUST, wenn man sich mit einer der wichtigsten Selbst/Präsentationsformen der Gegenwart beschäftigt!

(...)

Künstler_innen, Kurator_innen, Galerist_innen gehen im Interview eine Komplizenschaft ein, die selten kritisch reflektiert wird, spätestens nach der Lektüre der Einführung dieses Bandes wird diese Haltung als problematisch erkannt. Der FUNDUS Band 206 bietet hier einen interessanten Ansatz, der zum Nachdenken über die eigene Handlungsweise und Rezeptionshaltung anregt. Diers/Blunck/Obrist gelingt ein spannender und epochenübergreifender Einblick in die „Verhaltensform“ Künstler_innengespräch, (der Band) analysiert die medialen Voraussetzungen, markiert wichtige Momente der Geschichte des Interviews.«

Alexandra Matzner, Texte zu Kunst und Kultur

Michael Diers, Lars Blunck, Hans Ulrich Obrist (Hg.)
Das Interview
Formen und Foren des Künstlergesprächs

FUNDUS Band 206

344 Seiten, Abbildungen

gebunden mit Lesebändchen

ISBN: 978-3-86572-674-2
€ 22,00
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